|
|
Zur damaligen Zeit war das Feiern ausgelassener und das gesellige Beisammensein hatte einen höheren Stellenwert als heute. Auch damals verkleidete man sich schon fastnachtlich und
amüsierte sich bei Trinken und Essen an Witzen, Rätseln und komischen Vorführungen und Vorträgen Einzelner. Bei diesen Fastnachtsspielen, deren Inhalt und Form sehr verschieden waren, wurde oft auf Inhalt und Aufgabe der
Fastenzeit hingewiesen, wie z.B. die Narrenthematik, oder das lasterhafte Treiben der Welt. |
|||
|
|
|
|
Nach der Reformation erweiterte sich das inhaltliche Spektrum der Fastnachtsspiele so weit, dass ein sichtbarer Zusammenhang zwischen dem Anliegen der Fastnacht mehr und mehr
verloren ging. So wurde die Fastnachtszeit genutzt, um Theateraufführungen geistlicher wie weltlicher Art darzubieten. Seitens der Protestanten war es das Bemühen um Verdrängung oder Beseitigung der als "papistisch"
bewerteten Fastnachtsbräuche und -spiele. Auf der katholischen Seite behielt man die alten Spielgewohnheiten zunächst bei. Die Orden, voran die Jesuiten, ließen dann aber an ihren Gymnasien und auch auf größeren, öffentlichen
Plätzen ausgewählte Stücke von ihren Schullehrern und Schüler vorführen. Die Stücke behandelten größtenteils geistliche Historien aus dem Alten und Neuen Testament, aber auch über die Heiligen und aus der Kirchengeschichte. |
|
|
|
|
Wie schon vorher erwähnt, hatte der Narr bereits im Mittelalter Missstände oder Abweichungen von der Norm kritisiert. Aber mit der französischen Revolution gewann dieses Rügen
einen ausgeprägten politischen Akzent. Besonders im zu Frankreich gehörenden Teil des Rheinlandes konnte die Bevölkerung unter der Narrenkappe den Behörden die Wahrheit ins Gesicht sagen. Seit Beginn des organisierten
Sitzungskarnevals in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts sind die Büttenreden in der heutigen Form nachweisbar. Hierbei war es von Anbeginn das Ziel der Redner, ihr Publikum zu unterhalten. Der Beifall war und ist der höchste Lohn
für den Redner. Für schlechte Vortragende öffnete sich unter der Bütt eine Falltür, in der sie verschwanden - und selbst damit ernteten sie auch noch Beifall. |
|||
Nach und nach ist vielerorts die Bütt verschwunden und aus den Typenrednern sind zum Teil mehr und mehr Erzähler geworden. |